Nach wie vor schätzen die Marktteilnehmer die Versorgungslage knapp ein, daran hat sich auch zur neuen Woche nicht viel geändert. Die Preise blieben deshalb gestern erst einmal auf relativ hohem Niveau, bis dann am Mittag ein Tweet des amerikanischen Präsidenten Richtung OPEC einen heftigen Preissturz auslöste. Die Preise an den Ölbörsen rutschten auf ein neues 6-Tagestief.
Trump twittert an OPEC
Schon im vergangenen Jahr hatte US-Präsident Donald Trump die OPEC mehrmals ermahnt, für niedrigere Ölpreise zu sorgen. Und auch jetzt wendete sich Trump per Twitter an das Kartell: „Ölpreise werden zu hoch. OPEC, bitte entspannt euch und lasst es ruhig angehen“. Er zielt damit wohl auf die Produktionskürzungen ab, die die OPEC und ihre Partner Ende 2018 beschlossen hatten.
Vor allem Saudi-Arabien hatte diese Kürzungen besonders konsequent umgesetzt und war im Januar sogar deutlich unter den vereinbarten Quoten geblieben, was zuletzt für steigende Ölpreise gesorgt hatte. Die Welt könne jedoch in ihrem derzeit fragilen Zustand keine Preiserhöhung gebrauchen, so Trump in seinem Tweet.
Ob die OPEC sich unter Druck setzen lassen wird, bleibt abzuwarten. Im letzten Jahr hatte man nach Trumps Ankündigung der Sanktionen gegen den Iran die Förderung deutlich gesteigert, um eine Unterversorgung zu vermeiden. Nachdem die US Regierung dann aber zahlreiche Ausnahmeregelungen gewährte, rutschte der Markt in eine Überversorgung. Dies wird das Kartell sicherlich kein zweites Mal riskieren. Dennoch löste der Tweet an den Ölbörsen erst einmal einen ordentlichen Preisrutsch aus.
NOPEC Gesetzt könnte kommen
Ungehört wird Trumps Tweet bei der OPEC sicher nicht bleiben, denn in den USA wurde in letzter Zeit immer wieder der „No Oil Producing and Exporting Cartels Act“ vorangetrieben, kurz NOPEC. Sollte dieses Gesetz verabschiedet werden, könnten die USA Länder, die zur OPEC gehören, kartellrechtlich verklagen.
George W. Bush und Barack Obama hatten beide in ihrer Amtszeit ein Veto gegen ein solches Gesetz angekündigt, doch nun scheint die Zustimmung im Kongress zu steigen und die Verabschiedung des Gesetzes scheint im Rahmen des Möglichen zu liegen. Gut möglich also, dass Trumps Kommentar weitere Produktionskürzungen der OPEC verhindert.
Ausblick
Vom Preisrutsch an den Ölbörsen profitieren heute die Verbraucher im Inland. Die Heizölpreise für 100 Liter liegen etwa -1,25 bis -1,45 Euro niedriger im Vergleich zu gestern.