Seit Europa nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ein Embargo gegen russisches Rohöl und Ölprodukte verhängte und zudem die G7-Staaten eine Preisobergrenze festlegt hatten, ist es bei den russischen Ölströmen zu erheblichen Veränderungen gekommen.
So gingen im vergangenen Jahr etwa 45 bis 50% der russischen Lieferungen von Rohöl und Erdölerzeugnissen nach China, während der Anteil Indiens innerhalb von weniger als zwei Jahren von null auf etwa 40% hochschnellte.
Sanktionen beschleunigen Neuausrichtung Moskaus
Russland habe bereits damit begonnen, Beziehungen zu den Ländern des asiatisch-pazifischen Raums zu knüpfen, bevor der Westen nach dem Ausbruch des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 Sanktionen gegen Moskau verhängte, bestätigte der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Nowak Ende vergangenen Dezember.
Russische Exporte nach Indien brechen ein
Aufgrund der zuletzt abermals verschärften Sanktionen seitens der G7-Staaten, sind die indischen Einfuhren russischen Öl deutlich zurückgegangen. So belaufen sich die indischen Importe gemäß des Rohstoffdaten- und Analyseunternehmens Kpler zufolge im Februar auf etwa 119.000 Barrel pro Tag. Sie lagen damit deutlich unter den durchschnittlich 140.000 Barrel des letzten Jahres.
Öltanker „parken“ vor Malaysia und Südkorea
Indische Raffinerien sehen sich seit Ende letzten Jahres mit Schwierigkeiten beim Import russischen Öl konfrontiert, darunter Zahlungsprobleme und Meinungsverschiedenheiten über Rabatte.
Aufgrund der Unterbrechung der Lieferungen nach Indien befinden sich derzeit fast 15 Millionen Barrel Sokol, die für das Land bestimmt sind, auf Tankern, die vor den Küsten Malaysias und Südkoreas vor Anker liegen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg jüngst berichtete, gibt es kaum Anzeichen dafür, dass sich die Schiffe bewegen.
China verdreifacht Importe der Ölsorte Sokol
Im Gegenzug nehmen Raffinerien in China, dem größten Ölimporteur der Welt, immer größere Mengen der russischen Ölsorte Sokol ab, die von ihren Kollegen in Indien aufgrund von Sanktionsbedenken weitgehend gemieden wird.
Bislang haben die überwiegend privaten Verarbeiter laut Kpler in diesem Monat durchschnittlich 168.000 Barrel Sokol pro Tag abgenommen. Das ist dreimal mehr als im Januar und deutlich mehr als die 53.000 Barrel, die im Jahr 2023 von China importiert wurden.
Chinesische Raffinerien decken sich günstig mit Rohöl ein
Damit zeigen sich die chinesischen Raffinerien trotz der zuletzt durchwachsenen Wirtschaftsdaten weiter von einem Aufschwung im Reich der Mitte überzeugt. Nachdem die staatlichen Raffinerien bereits im vergangenen Jahr Rekordmengen an Rohöl gekauft hatten, nutzen sie aktuell die niedrigen Preise und buchen aktiv Rohölladungen für die Lieferung im März und April.
Nachdem die Führung in Peking den Raffinerien für 2024 neue Quoten für Rohölimporte und Kraftstoffexporte zugestanden, füllten diese nun Informationen von Ölhändlern zufolge ihre Bestände auf, um sich für die erwartete stärkere Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte zu wappnen.
Leichte Aufschläge beim Heizöl
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen weiter nach oben klettern, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region etwa +0,20 bis +0,70 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zur Wochenmitte.
Source: Futures-Services