Die Ölpreise haben zur Wochenmitte leichte Gewinne verzeichnet, nachdem sie noch am Dienstag auf ein Fünf-Monats-Tief gefallen waren. Angesichts der Preisabschläge in den vergangenen Wochen, fiel die gestern zu beobachtende Gegenbewegung enttäuschend für viele Öl-Spekulanten aus.
Die Atlantiksorte Brent gewann 1,4% und ging bei 74,26 pro Barrel aus dem Handel, die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,3% und notierte bei 69,47 Dollar.
Unterstützung bekamen die Ölpreise von der Meldung, dass die US-Rohölvorräte die zweite Woche in Folge zurückgegangen sind. Demnach haben die US-Energiekonzerne mehr als die erwarteten 4,3 Millionen Barrel Rohöl aus den Lagerbeständen entnommen. Als Grund wurden zurückgehende Importe angegeben.
Was erwartet die Ölmärkte im kommenden Jahr?
Nachdem an der Zinsfront in den USA für 2024 die Weichen gestellt sind, stellt sich die Frage, was den Ölmärkten im kommenden Jahr bevorstehen könnte. Hierzu einige Prognosen:
Eine Reuters-Umfrage unter 30 Wirtschaftswissenschaftlern und Analysten ergab, dass Brent-Rohöl im Jahr 2024 durchschnittlich 84,43 Dollar pro Barrel kosten wird. Die Referenzsorte Brent lag in diesem Jahr im Durchschnitt bei rund 80 Dollar pro Barrel, nachdem die Preise im Jahr 2022 nach der Unterbrechung der russischen Lieferungen infolge des Ukraine-Kriegs auf über 100 Dollar angestiegen waren.
Die Preise wurden in diesem Jahr durch einen starken Dollar und eine robuste Nicht-OPEC-Produktion gedämpft, obwohl die Nachfrage mit mehr als 100 Millionen Barrel pro Tag ein Allzeithoch erreichte.
Ölangebot wird 2024 deutlich steigen
Laut den Beratungsunternehmen Rystad Energy, J.P. Morgan, Kpler und Wood Mackenzie wird das Angebot im Jahr 2024 voraussichtlich um 1,2 bis 1,9 Millionen Barrel pro Tag steigen. Für das Plus werden Produzenten außerhalb der OPEC, allen voran Brasilien, Guyana und die Vereinigten Staaten verantwortlich sein. Analysten rechnen in jedem Quartal des nächsten Jahres mit einem Überangebot auf dem Ölmarkt.
Die Kürzungen der OPEC+: Das erste Quartal wird entscheiden
Die Anleger werden im ersten Quartal die Angebotsdaten auf den Ölmärkten genauestens beobachten, um zu sehen, ob die OPEC und ihre Verbündete die geplanten freiwilligen Produktionskürzungen von zusammen 2,2 Millionen Barrel pro Tag einhalten.
Analysten gehen davon aus, dass Saudi-Arabien seine Kürzungen im Laufe des zweiten Quartals reduzieren wird, nachdem das Emirat ausdrücklich auf eine schrittweise Wiederherstellung des Angebots verwiesen hat. Es kann dabei allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass die Kürzungen bei Bedarf wieder in vollem Umfang verlängert werden.
Russland, Iran und Venezuela
Gegen wieder deutlich anziehende Ölpreise spricht zudem der Fakt, dass venezolanisches Öl auf die Weltmärkte zurückgekehrt, seit Washington die Sanktionen gegen den OPEC-Produzenten für sechs Monate bis April ausgesetzt hat. Eine weitere sechsmonatige Verlängerung ist wahrscheinlich, solange sich die Regierung von Präsident Nicolas Maduro an einen mit der Opposition vereinbarten Fahrplan für die Präsidentschaftswahlen hält. Die Aufhebung der Sanktionen gegen die staatliche Ölgesellschaft wird die venezolanische Ölproduktion schrittweise von 760.000 Barrel pro Tag im Jahr 2023 auf 963.000 Barrel pro Tag im Jahr 2025 erhöhen.
Analysten gehen davon aus, dass russisches und iranisches Öl trotz der Sanktionen weiterhin auf die Weltmärkte fließen und die Preise vor den US-Wahlen niedrig halten wird. Der Iran hat sich zum Ziel gesetzt, seine Rohölproduktion von derzeit 3,4 Millionen Barrel pro Tag bis März 2024 auf 3,6 Millionen Barrel pro Tag zu erhöhen.
Neue Raffinerien
Die Verknappung von Raffinerieprodukten, insbesondere von Dieselkraftstoff nach der russischen Invasion in der Ukraine, wird sich nach Ansicht von Analysten durch die Inbetriebnahme neuer Raffineriekapazitäten in China, Indien, Mexiko, dem Nahen Osten und Nigeria im Jahr 2024 um mehr als eine Million Barrel pro Tag verringern. Dazu gehören der chinesische Neueinsteiger Yulong Petrochemical, Erweiterungen in denprognoseOPEC, indischenprognoseOPEC Raffinerien Panipat und Koyali, das nigerianische Dangote-Projekt und die mexikanische Dos Bocas.
Heizöl wieder teurer
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen wieder leicht anziehen, wirkt sich dieses Plus auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +1,40 bis +2,00 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zum Wochenstart.
Source: Futures-Services