Die börsengehandelten Rohölfutures haben in den letzten Wochen immer wieder nachgegeben und den massiven Preisanstieg nach Russlands Angriff auf die Ukraine wieder abgebaut. Auch in dieser Woche verloren die Ölpreise wieder an Boden und sind inzwischen wieder zurück auf dem Niveau vor Kriegsausbruch.
Hintergrund für die sinkenden Ölbörsen ist die wachsende Rezessionsangst der Marktteilnehmerinnen und -teilnehmer. Überall auf der Welt wird die Gefahr eines konjunkturellen Abschwunges immer größer. Energieengpässe, enorme Inflationswerte und starke Zinsanhebungen der Notenbanken, Lieferkettenprobleme und eine von zahlreichen Krisen belastete geopolitische Ausgangslage erhöhen die Unsicherheit an den Märkten, so auch am Ölmarkt.
Mit einer Rezession, also einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung, dürfte auch die Nachfrage nach Öl und Ölprodukten schrumpfen, im schlimmsten Falle könnte es auch wieder zu einem Einbruch wie 2020 mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kommen. Damals stürzten die Ölbörsen innerhalb kürzester Zeit in den Keller und der Preis für amerikanisches Rohöl rutschte zwischenzeitlich sogar ins Minus.
Allerdings unterscheidet sich die aktuellen Lage durchaus von der Situation 2020. Denn damals war das Problem, dass die Nachfrage abrupt stoppte, die Ölförderung aber nicht so ohne weiteres angehalten werden konnte und es zusätzlich zu einem massiven Angebotsüberschuss kam. In der Folge bauten fast alle Ölproduzierenden Länder Förderkapazitäten ab, so dass sich die Angebotslage inzwischen gewandelt hat.
Wo 2020 noch zuviel Öl den Weltmarkt zu überschwemmen drohte, sind die Mengen heute ziemlich knapp. Schon seit Monaten ist der Markt unterversorgt – eine Situation, die durch die kriegsbedingten Ausfälle der russischen Exportmengen noch verschärft wurde. Gleichzeitig zeigen sich aber immer mehr Anzeichen einer nachlassenden Nachfrage, zuletzt in den USA, wo der Kraftstoffbedarf auf einem saisonalen Tiefststand liegt.
Hinzu kommen die Notenbanken auf der ganzen Welt, die ihre Leitzinsen anheben um der Inflation Herr zu werden. Während die EZB dabei noch moderat vorgeht, um die labile europäische Wirtschaft zu schonen, haben etwa die amerikanische und die britische Notenbank ihre Leitzinsen schon länger und in großen Schritten angehoben. Höhere Zinsen belasten jedoch die Industrie und verschärfen somit wieder die Rezessionsängste.
Deshalb geben die Ölpreise aktuell immer wieder nach, auch wenn die ohnehin unsichere Angebotslage auf dem Weltmarkt nach wie vor knapp bleibt. Auch bei den Inlandspreisen zeichnet sich damit heute ein Preisnachlass von -2,25 bis -2,85 Euro pro 100 Liter ab. Allerdings sorgen im Bundesgebiet niedrige Wasserpegel auf den Flüssen für Probleme bei der Nachversorgung. Je nach Region steigen hier nicht nur die Preise aufgrund hoher Frachtumlagen sondern auch die Wartezeiten.
Source: Futures-Services