Wieder sind die Rohölpreise gestern ein gutes Stück abgerutscht. Trotz der Anfang des Monats beschlossenen Kürzungen der OPEC scheint der Abwärtstrend an den Ölbörsen nicht enden zu wollen. Zwar hat sich die rasante Geschwindigkeit, mit der die börsengehandelten Rohölpreise seit dem Sommer abgestürzt sind, etwas relativiert, doch eine Trendwende und damit eine nachhaltige Stabilisierung der Preise ist bisher nicht in Sicht. Die Skepsis der Marktteilnehmer, ob der erwarteten Überversorgung 2019 etwas entgegengesetzt werden kann, ist zu groß.
Zu viele Faktoren sprechen gegen steigende Preise
Eigentlich hatte man es sich wohl anders gedacht bei der OPEC. Der Beschluss zur Produktionskürzung hätte eigentlich ein Signal gegen die drohende Überversorgung im neuen Jahr senden und damit den Preisen einen Impuls nach oben geben sollen. 2016, als die OPEC das letzte Mal Kürzungen veranlasste, hatte dieser Schachzug auch recht gut funktioniert und tatsächlich recht unmittelbar den Preisverfall der Vormonate umgekehrt.
Diesmal scheinen die Vorzeichen jedoch andere zu sein. Zu viele Faktoren verhindern einen klaren Preisanstieg. So produzieren die USA momentan auf absolutem Rekordniveau und bauen ihre Schieferölindustrie immer weiter aus. Fast wöchentlich werden wachsende Rohölbestände und steigende Lagerauslastung gemeldet. Für Marktteilnehmer ein klares Zeichen einer komfortablen Versorgungslage, die für niedrige Preise sorgt.
Und auch Russland steigert neuen Meldungen zu Folge im Dezember erst einmal seine Produktion, bevor man dann ab Januar eher widerwillig seinen Teil der Abmachung einhalten und die Fördermengen reduzieren will. Angeblich wolle man auf Jahressicht gesehen sogar mehr kürzen als geplant. Ob es sich dabei nicht nur um Lippenbekenntnisse handelt, wird sich jedoch erst noch zeigen müssen.
Hinzu kommen die schlechten Prognosen zum globalen Wirtschafts- und Ölnachfragewachstum, die für Zurückhaltung bei den Marktteilnehmern sorgen. Niemand ist wirklich bereit, auf steigende Preise zu setzen – zu schlecht die Vorhersagen. Dementsprechend hält man sich mit Käufen zurück. Ohne Käufer aber bleiben die Preise erst einmal auf niedrigem Niveau.
Ausblick
Wer seinen Heizöltank noch nicht gefüllt hat, kann jetzt von den niedrigen Rohölpreisen profitieren. Denn auch die Inlandspreise gehen mit dem Kursverfall an den Börsen nach unten. Hinzu kommt, dass der starke Euro heute in Dollar gehandeltes Öl für Investoren aus dem europäischen Raum günstig macht, was sich ebenfalls auf die Heizölpreise auswirkt. Je nach Region und dortiger Verfügbarkeit könnte es heute zu Abschlägen zwischen -0,50 und -0,80 Euro für 100 Liter Heizöl kommen.