Der Ölmarkt befindet sich zur Zeit in einem diffizilen Spannungsfeld zwischen preissteigernden und preissenkenden Faktoren. Die knappe Versorgungslage, verursacht durch OPEC Kürzungen, US Sanktionen oder unerwartete Ausfälle in der Ölproduktion, stützt die Preise eigentlich und hätte das Potenzial, den Rohstoff noch stärker zu verteuern. Gleichzeitig findet der Handelsstreit zwischen den USA und China kein Ende und belastet das globale Wirtschaftswachstum. Damit geraten auch die Ölpreise an den Börsen immer wieder unter Druck und mögliche Aufwärtstrends werden ausgebremst. Gestern sorgte beispielsweise die Nachricht, dass die USA den chinesische Konzern Huawei sanktioniert haben, für deutliche Preisnachlässe, die sich heute fortsetzen.
Physisches Angebot am Markt ist knapp
Die Versorgungslage bereitet den Marktteilnehmern zur Zeit immer wieder Kopfzerbrechen. Neben Ausfällen durch politische Verwerfungen, wie beispielsweise nach dem Umbruch in Venezuela oder durch die Sanktionen gegen den Iran, scheint es nun auch unplanmäßige Ausfälle an einigen Ölfeldern in der Nordsee zu geben.
Hier wird die europäische Referenzsorte Brent gefördert, die auch an der Londoner Börse ICE gehandelt wird. Experten zufolge wird der Ausfall aktuell auf 185.000 Barrel (à 159 Liter) für Mai geschätzt, soll in den nächsten Monaten aber sogar auf 462.000 Barrel steigen. Damit würde die Ölproduktion in der Nordsee auf den niedrigsten Stand seit August 2014 sinken.
Nach wie vor Probleme an russischer Pipeline
Ebenfalls Einfluss auf die knappe Verfügbarkeit nehmen die Probleme an der russischen Druzhba-Pipeline. Ende April war aufgefallen, dass das Öl, welches durch die Pipeline geliefert wurde, durch einen zu hohen Gehalt an organischen Chloriden verunreinigt war. Auch die deutschen Raffinerien in Leuna und Schwedt sind betroffen, was in den letzten Wochen immer wieder zu Versorgungsproblemen im Osten des Landes geführt hatte.
Eines der Probleme scheint zu sein, dass sich die betroffenen Raffinerien nicht einig darüber sind, wie das verunreinigte Öl, dass sich noch in der Pipeline befindet, aufgeteilt werden soll. Die Aufbereitung des Öls ist aufwändig und kostenintensiv und teilweise sind die Raffinerien dafür gar nicht ausgerüstet.
Der russische Energieminister Alexander Nowak hat in Aussicht gestellt, dass es noch einen Monat dauern dürfte, bis über die Pipeline wieder alle Kunden normal beliefert werden können. Vor Allem Verbraucher im Osten Deutschlands dürften die Auswirkungen der Probleme immer deutlicher zu spüren bekommen. Durch die Warenknappheit liegen die Preise für Heizöl und Benzin dort teilweise deutlich über dem Bundesschnitt.
Ausblick
Durch den Preisrutsch an den Ölbörsen sind auch die Inlandspreise wieder auf dem Rückzug. Verbraucher können heute größtenteils mit Preisnachlässen von -0,65 bis -0,80 Euro für 100 Liter Heizöl rechnen.
Source: Futures-Services