Es gibt momentan kaum Faktoren, die den Preisrutsch an den internationalen Ölbörsen aufhalten könnten. Von der OPEC erwartet man zwar eine Produktionskürzung, doch sie wird wohl zu gering ausfallen, um das Überangebot, das zur Zeit am Markt herrscht, nachhaltig eindämmen zu können. Für die Heizölpreise im Bundesgebiet heißt das, dass weitere Preissenkungen wahrscheinlich sind und die enormen Preisniveaus von Oktober sich langsam normalisieren.
Nachfrage geht zurück aber Ölproduktion steigt
Traditionell ist die Ölnachfrage im Dezember am höchsten, so auch dieses Jahr. Doch schon für den Januar 2019 erwartet das Amerikanische Energieministerium einen massiven Einbruch. So dürfte die tägliche Produktion von 101,99 Millionen Barrel (16,2 Milliarden Liter) auf 98,8 Millionen Barrel (15,7 Milliarden Liter) sinken.
Gleichzeitig produziert Amerika soviel Rohöl wie noch nie und die Schieferölindustrie soll im kommenden Jahr weiter wachsen. Der Ausbau der Infrastruktur wird dabei stark vorangetrieben. Allein für Anfang 2019 ist die Inbetriebnahme gleich zweier Pipelines geplant, die das Öl aus den Schieferölgebieten direkt an die Häfen im Golf von Mexiko transportieren soll.
Und auch aus den OPEC+ Ländern kam in den letzten Monaten mehr Öl als ursprünglich erwartet. Man hatte mit deutlicheren Einbußen durch die Sanktionen der USA gegen den Iran gerechnet, die schließlich aber durch umfangreiche Ausnahmeregelungen weit weniger dramatisch ausfielen als befürchtet.
Das Überangebot und die damit vergleichsweise niedrigen Ölpreise kommen der amerikanischen Wirtschaft momentan ganz gelegen, weshalb Donald Trump lautstark gegen Produktionskürzungen seitens der OPEC antwittert. Aber auch Russland, der größte Partner des Kartells, scheint gegen weitere Förderkürzungen zu sein. Nach einer unpopulären Rentenreform im Herbst ist es der Regierung in Moskau ein Anliegen, allzu hohe Spritpreise zu vermeiden.
OPEC Kürzungen könnten geringer ausfallen als gedacht
Saudi-Arabien ist nach wie vor für eine deutliche Produktionskürzung beim OPEC Meeting am 6. Dezember, doch dürfte sich die Durchsetzung immer schwerer gestalten. Nicht nur die Zurückhaltung Moskaus wenn es um starke Förderkürzungen geht, sondern auch Saudi-Arabiens eigene diplomatische Verstrickung könnte zum Problem werden.
Die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi und die mögliche Beteiligung des saudischen Kronprinzen hat für eine diplomatische Isolierung des Landes gesorgt. Einer der wenigen gebliebenen Verbündeten ist Donald Trump, der wohl ganz eigene Absichten verfolgt. Er fordert ein Entgegenkommen der Saudis und hätte gerne, dass diese von ihren Forderungen nach einer starken Produktionskürzung abrücken.
Es wird sich nun zeigen, wie stark die indirekte Einflussnahme der US-Regierung auf Saudi-Arabien sich auswirken wird. Die Entscheidung der OPEC Anfang Dezember könnte, je nach Höhe der beschlossenen Förderkürzungen, die börsengehandelten Rohölpreise wieder nach oben gehen lassen.
Ausblick Inland
Die stark gefallenen Rohölpreise haben am Freitag auch bei den Heizölpreisen im Inland für deutliche Preisnachlässe gesorgt. Auch heute dürften die Preise in den meisten Regionen weiter sinken, so dass Verbraucher unter Umständen 0,50 bis 0,70 Euro pro hundert Liter weniger zahlen müssen als am Freitag.
Die Versorgungslage bleibt jedoch nach wie vor angespannt und es kann deshalb regional zu starken Abweichungen kommen. Verbrauchern ist zu raten, sich auf längere Wartezeiten einzustellen und eventuell zunächst kleinere Mengen zu tanken, um über die ersten kalten Monate zu kommen.