Am gestrigen Abend veröffentlichte die Statistikabteilung des Amerikanischen Energieministeriums EIA ihren aktuellen Monatsbericht, in dem auch Prognosen zum weltweiten Ölangebot und-verbrauch sowie den Ölpreisen gemacht wurden. Die EIA geht nach wie vor von einer Überversorgung für 2019 und 2020 aus. Ein langfristiges Aufwärtspotenzial für die Ölpreise sieht man demnach im Energieministerium nicht. Dennoch ist der Preisverfall von Ende 2018 erst einmal gestoppt und heute klettern die börsengehandelten Rohölpreise wieder leicht nach oben.
Volatilität an den Ölbörsen bleibt hoch
Vor allem die vielen markt- und geopolitischen Unsicherheiten halten die Preise in Bewegung. So rücken beispielsweise die Iran-Sanktionen wieder in den Fokus. Im April sollen die für einige Länder geltenden Ausnahmegenehmigungen enden. Und auch Venezuela hat man aus Washington neue Sanktionen angedroht, als Reaktion auf die Wiedereinführung des umstrittenen Präsidenten Nicolás Maduro.
Belastend für die Finanzmärkte und damit auch für die Ölbörsen bleibt der Shutdown der US Regierung. Hier bleibt eine Lösung weiter außer Sicht und das Weiße Haus hat gestern nun bekanntgegeben, dass der negative Effekt auf die Wirtschaft vermutlich stärker als bisher erwartet ist. Auch die Ablehnung des Brexit Vertrages durch das britische Parlament gestern sorgt für Unsicherheit bei den Marktteilnehmern. Allerdings blieb der Einfluss hier bisher gering, denn eine Niederlage der Britischen Premierministerin Teresa May hatte sich im Vorfeld abgezeichnet.
Zu viele Faktoren üben Einfluss auf die Ölpreise aus, um eine klare Richtungsdynamik auszulösen. Die Marktteilnehmer halten sich zurück und warten lieber ab.
Finanzexperten rechnen mit Preisen um die 65 Dollar
Man scheint sich einig in Analystenkreisen, dass der Durchschnittspreis für die Nordseesorte Brent im laufenden Jahr irgendwo um die 65 Dollar liegen wird. Allerdings rechnen alle Experten mit erhöhter Volatilität und somit sind stärkere Schwankungen nicht unmöglich.
Der Pessimismus bei der Einschätzung der globalen Wirtschaft und bei den Preisen, der das letzte Quartal 2018 dominiert hatte, habe sich zu einem verhaltenen Optimismus gewandelt, so Analyst Norbert Rücker von Julius Bär, der den Ölmarkt aber auch weiterhin als ausreichend versorgt ansieht und die Preise in einer relativ engen Spanne erwartet.
Die Investmentbank DBS erwartet den Preis für das laufende Jahr in der Spanne von 65 bis 70 Dollar, was noch immer höher ist als der aktuelle Preis von etwa 60 Dollar. Die starke Preiskorrektur im letzten Quartal 2018 sieht man als übertrieben an und rechnet daher mit einer fortgesetzten Gegenbewegung.
Ausblick
Im Vergleich zu gestern wird Heizöl heute etwas teurer erwartet. Durch den geplatzten Brexit-Deal hat der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verloren, was in Dollar gehandeltes Öl für Investoren aus dem europäischen Ausland teurer macht. Auch die leicht gestiegenen Rohölpreise führen zu höheren Preisen im Inland. Für 100 Liter Heizöl ist demnach mit Aufschlägen von +0,25 bis +0,40 Euro im Vergleich zu Dienstag Vormittag zu rechen.