Der Preisrutsch zum Ende des letzten Jahres hatte die Marktteilnehmer stark verunsichert und zum Jahresbeginn eine heftige Gegenbewegung ausgelöst. Im Wechselspiel der vielen unterschiedlichen Einflüsse, denen die börsengehandelten Rohölpreise ausgesetzt sind, bleiben die Börsenbewegungen volatil und auch gestern Abend gingen die Preise erst einmal wieder etwas nach oben. Dennoch scheint es, als wären die Zeiten der extremen Auf- und Abwärtstrends erst einmal vorbei und die Kurse pendeln sich auf einem gewissen Niveau ein.
Russland: Kürzungen kommen schneller als gedacht
Als die OPEC und ihre Partner im Dezember Produktionskürzungen beschlossen, hatte Russland zwar zugestimmt, die Rohölproduktion um insgesamt 230.000 Barrel (36,5 Millionen Liter) zu reduzieren. Fast sofort hatte man diesen Beschluss aus Moskau aber wieder relativiert, da man aus technischen und klimatischen Gründen im Januar nur wenig kürzen könne.
Nun scheint es jedoch, als hab man sich dazu entschlossen, die Förderkürzungen doch schneller als angekündigt umzusetzen. Bis April wolle man die vereinbarte Menge im voller Höhe erreicht haben, so der stellvertretende russische Energieminister. Damit bekommen auch die Förderkürzungen, deren Wirkung die Marktteilnehmer noch vor wenigen Wochen bezweifelt hatten, wieder mehr Gewicht und könnten die Preise an den Ölbörsen stützen.
Fortsetzung der Ausnahmen für iranische Ölimporte nicht ausgeschlossen
Als im November die US Sanktionen gegen den Iran voll in Kraft traten, hatte die Regierung einigen Ländern bis April Ausnahmeregelungen gewährt, um trotzdem weiter Öl aus dem Iran beziehen zu können. Wie es scheint will man sich in Washington nun noch nicht festlegen, wie es danach weiter gehen soll. Die Aussagen des außenpolitischen Beraters Brian Hook bleiben vage, auch wenn man nach wie vor das Ziel verfolge, die Exporte des Iran auf null zu senken. Hook betonte, dass man die Sonderregelungen gewährt habe, um eine Preisspitze bei den Rohölpreisen zu vermeiden und diese Strategie sei aufgegangen.
Ob es nun neue Ausnahmeregelungen geben wird, dürfte davon abhängen, wie sich die Preise bis dahin entwickeln. Auch eigene wirtschaftliche Interessen dürften eine Rolle spielen. Manche Länder werden vermutlich auf Iranisches Öl nicht verzichten wollen und könnten sich über die Sanktionen der USA hinwegsetzen. Washington müsste dann mit neuen Sanktionen nachziehen und im schlimmsten Falle immer neue Handelskriege verursachen. Im Lichte der Handelskrisen mit China und der EU dürfte dies nicht im Interesse der US Regierung sein.
Ausblick
Mit den leicht gestiegenen Rohölpreisen dürften auch die Preise für Heizöl heute etwas höher sein als gestern. Es ist mit Aufschlägen zwischen +0,20 und +0,35 Euro für 100 Liter zu rechnen.