Die gestern veröffentlichten Daten zu den US Ölbeständen boten eine Überraschung, denn die Rohölmenge ist in der Berichtswoche laut des American Petroleum Institute wider erwarten gesunken. Sofort reagierten die börsengehandelten Rohölpreise und gingen deutlich in die Höhe. Heute nachmittag werden noch die Daten des Amerikanischen Energieministeriums DOE veröffentlicht, die oft noch aussagekräftiger sind, da sie mehr Informationen berücksichtigen. Sollten sie sich dem API anschließen, dürften die Preise wohl noch weiter ansteigen.
US Ölbestandsdaten erschienen
Am Dienstag veröffentlichte das American Petroleum Institute API wie jede Woche Daten zu Rohöl- und Ölproduktmengen in den Vereinigten Staaten. Diese haben oft eine direkte Auswirkung auf die Ölpreise, da die Marktteilnehmer sie als Indikatoren für Kaufentscheidungen nutzen. Bei gesunkenen Beständen gehen die Preise oft in die Höhe.
So geschehen am gestrigen Dienstag, denn erwartet hatte man eigentlich Rohölaufbauten. Gerade zu Beginn der kalten Jahreszeit werden nämlich viele Raffinerien gewartet und können nur einen Teil der Produktion erfüllen. Somit werden dadurch eigentlich Aufbauten bei Rohöl begünstigt.
Anders diese Woche, in der das API einen Abbau bei Rohöl von -2,1 Millionen Barrel verzeichnet (die Fassgröße Barrel entspricht etwa 159 Liter) Grund für diesen Rückgang könnte allerdings auch der Hurrikan Michael sein, der in der letzten Woche über dem Golf von Mexiko gewütet hatte und die Ölförderung zeitweilig behindert hatte.
Heute folgt am späteren Nachmittag der Bericht des Amerikanischen Energieministeriums, der von den Marktteilnehmern gespannt erwartet wird. Sollte auch hier der Tenor ein Bestandsabbau sein, würden die Preise sicherlich weiter ansteigen.
Indien rechnet mit Sonderregelung für iranische Ölimporte
Die Mangalore Refinery and Petrochemicals, eine Tochter der staatlichen India Oil and Natural Gas Corporation (ONGC), geht davon aus, dass man von den USA noch in diesem Monat die Bestätigung für eine Ausnahmeregelung bezüglich der Sanktionen gegen den Iran erhalten werde. Indien ist einer der Hauptabnehmer für iranisches Öl.
Viele indische Raffinerien sind auf die Qualität des iranischen Öls eingestellt. Eine Umstellung wäre teuer und aufwändig, so dass eine schnelle Lösung durchaus im Interesse des Landes ist, nicht zuletzt weil ein großer Teil des indischen Rohölbedarfs mit Importen aus dem Iran abgedeckt wird.
In zwei Wochen treten die Sanktionen gegen den Iran vollständig in Kraft. Marktteilnehmer rechnen damit, dass die Exporte damit weiter zurückgehen werden und somit die Preise nochmal ansteigen werden. Erst wenn die Sanktionen wirklich greifen, wird sich zeigen, ob die Produktionssteigerungen anderer ölproduzierender Länder die Exportrückgänge auffangen können und welche Länder Ausnahmeregelungen für Importe bekommen werden.
Fall Khashoggi nach wie vor ungelöst
Der diplomatische Konflikt zwischen Saudi-Arabien, der Türkei und den USA scheint erst einmal nicht weiter zu eskalieren. Medienberichten zufolge könnte Saudi-Arabien einen Bericht veröffentlichen, wonach Agenten auf eigene Faust versucht hätten, Khashoggi zu entführen, und ihn bei einem aus dem Ruder gelaufenen Verhör getötet hätten.
Der regierungskritische Journalist Jamal Khashoggi hatte am 2. Oktober die saudische Botschaft in Istanbul betreten und war seitdem verschwunden. Türkischen Medien zufolge wurde der Journalist von der Saudischen Regierung ermordet und seine Leiche weggeschafft. Riad und das Königshaus weisen die Verantwortung jedoch von sich.
Die USA bemühen sich derweil um offensive Krisendiplomatie. Außenminister Mike Pompeo war gestern in Riad eingetroffen und lobte die Ermittlungen der saudischen Regierung ausdrücklich. Heute wird er in die Türkei weiterreisen.
Die Befürchtung, dass Saudi-Arabien unter dem Druck der Schuldzuweisungen seine stärkste Waffe Öl einsetzen könnte hat sich bisher nicht bewahrheitet und scheint auch eher unwahrscheinlich. Riad wäre damit weltpolitisch isoliert und würde sich mit höheren Ölpreisen letztlich selbst schaden. Dennoch ist die Causa Khashoggi und der diplomatische Eiertanz zwischen den USA und Saudi-Arabien noch nicht ausgestanden.
Ausblick
Mit den gestiegenen Rohölpreisen sind auch die Preise für Heizöl heute höher als gestern. Verbraucher zahlen für 100 Liter voraussichtlich etwa +0,60 bis +0,90 Euro mehr als am Dienstag.