An den internationalen Ölbörsen wägen die Marktteilnehmer nach wie vor ab, welche Faktoren Einfluss auf die Preise nehmen könnten und welche dieser Einflüsse sich dann nachhaltig durchsetzen werden. Seit Jahresbeginnn ist der Preisverfall des letzten Quartals erst einmal gestoppt und die OPEC scheint entschlossen, mit ihren Kürzungen eine Überversorgung im laufenden Jahr zu vermeiden. Doch gibt es einige Unwägbarkeiten wie etwa das rückläufig erwartete globale Wirtschaftswachstum oder auch die Entwicklung der Schieferölindustrie in den USA. Je nachdem, wie diese sich langfristig entwickeln, könnten die Preise fallen oder steigen.
Iran Sanktionen werden wieder Thema
Nach dem einseitigen Ausstieg aus dem Atomabkommen vor einem Jahr hatten die USA den Iran mit Sanktionen belegt um die Ölexporte des Landes zu stoppen und den Iran so zu neuen Verhandlungen zu zwingen. Im November trat die letzte Stufe der Sanktionen voll in Kraft, jedoch gewährten die USA insgesamt acht Ländern Ausnahmeregelungen, mit denen diese weiter Öl aus dem Iran einführen durften. Diese Maßnahme hatte die befürchtete Preisexplosion verhindert, da längst nicht so viele Mengen vom Markt genommen wurden wie erwartet.
Die Ausnahmeregeln enden nun offiziell im Mai und somit kommen auch die Sanktionen wieder zurück ins Bewusstsein der Marktteilnehmer. Noch ist nicht geklärt, ob die Sondergenehmigungen, von denen beispielsweise Länder wie China, Japan oder auch Griechenland profitiert hatten, fortgeführt oder neu verhandelt werden. Expertenschätzungen zufolge geht es um eine Menge von rund einer Millionen Barrel (159 Millionen Liter), die durch die Ausnahmen exportiert werden konnten.
Der Finanzexperte Jan Stuart von Cornerstone Macro vermutet, dass ein Stopp der Sondergenehmigungen einen sehr großen Einfluss auf die Preise haben würde und zu Preissteigerungen von 15 bis 20 Dollar für die börsengehandelten Rohölsorten führen könnte. Gleichzeitig halten es aber auch viele Experten für unwahrscheinlich, dass die Ausnahmen auf einen Schlag enden werden. Hintergrund ist die Vermutung, dass einige Länder sich auch bei Androhung von US Sanktionen über das Verbot aus Washington hinwegsetzen werden, womit die USA an Glaubwürdigkeit einbüßen würde.
Globales Wirtschaftswachstum schwächt sich ab
Der größte Unsicherheitsfaktor an den Ölbörsen ist vermutlich die Einschätzung der Weltwirtschaft, die sich aktuell abzukühlen scheint. Der Internationale Währungsfond IWF hat nun auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos die Wachstumserwartung erneut gesenkt. Grund sind sie alarmierend schlechten Wirtschaftsdaten aus China, aber auch Handelsstreitigkeiten, Strafzölle und ein nach wie vor völlig ungeklärter Brexit.
Christine Lagarde, die Direktorin des IWF, mahnte zur internationalen Zusammenarbeit. Die Priorität für alle Staaten sein nun, „ihre Handelsstreitigkeiten und die daraus resultierende politische Unsicherheit gemeinsam und schnell zu lösen, statt schädliche Barrieren hochzuziehen und eine sich bereits abschwächende Weltwirtschaft weiter zu destabilisieren“, heißt es in dem Bericht des IWF.
Die Ölnachfrage hängt eng mit dem globalen Wirtschaftswachtum zusammen, so dass die schlechten Prognosen die Marktteilnehmer durchaus beschäftigen. Sollte sich das Wirtschaftswachstum und damit auch das Ölnachfragewachstum noch weiter abschwächen, könnten die Preise vermutlich deutlich abstürzen.
Ausblick
Da sich die börsengehandelten Rohölpreise zur Zeit in einer engen Spanne bewegen, kommt es auch im Inland nicht zu großen Schwankungen. Mit leichten Abschlägen von -0,10 bis -0,25 Euro pro 100 Liter Heizöl kann im Vergleich zu gestern gerechnet werden.